Morgenfahrt wird nachträglich annuliert!

Es ist wie ein schlechter Witz: die Teilnehmer fahren bei Regen und laufend wechselnden Windbedingungen 5 Aufgaben und der Wettkampfleiter schaut (vermutlich im trockenen Auto) am Boden seelenruhig zu. Material und Instrumente sind nass und dreckig und die Crews sind Dutzende von Kilometern gefahren, um ihre Pilotinnen wieder einzusammeln. Dann kommt ein paar Stunden später dieser Clown von Championship Director und erklärt, die Bedingungen seien nicht für alle fair gewesen, weshalb er keine der Aufgaben werte.

Mit dieser Feststellung hat er an sich komplett recht, man fragt sich höchstens, warum ihm das nicht schon vor dem Start in den Sinn gekommen ist. Wir nehmen’s zur Kenntnis, lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und konzentrieren uns jetzt auf die nächsten Aufgaben.

Die weiteren Prognosen gemäss eines Papiers aus dem Korb:
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Maybe rain, maybe not!!!

So lustig wie es auf der Titelfoto aussieht, ist der heutige Morgen nicht. Das brilliante Duo Debrujin/Metereologin leistet sich mit dem Startentscheid die nächste Fehlbeurteilung. Das Wettergirl «thinkt», dass es «maybe some light rain» gibt, maybe aber auch not. Wir warten etwa 10′ mit dem Aufstellen auf unserem selbst gewählten Startplatz, bis die ersten Tropfen vorbei sind. Da aber keine Absage per SMS kommt, haben wir die Wahl zwischen nassem Ballon und keinen Resultaten. Gestellt sind – wegen tollen Wetterverhältnissen – 5 Aufgaben: Minimum Distance Double Drop, HWZ 1, HWZ 2, Donut und Fly On.

Kurz nach dem Start beginnt es richtig zu regnen, damit verbunden kommt es auch zu einer Winddrehung am Boden. Das MDD wird deshalb knapp verpasst, auch der nachfolgende HWZ ergibt kein Resultat in der MMA. Im HWZ 3 markern die Girls in der MMA, aber nicht besonders brilliant. In der Zwischenzeit regnet es es längst durch das Top hindurch, tropischer Niederschlag sozusagen. Wir probieren, das beste aus der misslichen Lage zu machen. Der Donut klappt recht gut, lässt sich aber wie immer noch nicht einschätzen. Das abschliessende Fly On muss wegen erneut drehenden Winden ein zweites Mal gesetzt werden, danach resultieren ca. 60m.

Zum Schluss landen wir auf einem Feld hinter einem grossen Wald und alle sind froh, dass dieser Blödsinn glimpflich abgelaufen ist. Crew und Ballon werden wir auch wieder trocken kriegen.

Schwarze Flagge

Eine sich annähernde Regenfront macht den Startentscheid schwierig. Auf einem Launch Field südwestlich Leszno gibt es ein Zusatzbriefing, an dem der Entschluss zum sofortigen Start gefällt wird. Wir müssen noch den definitiven Entscheid für ein Pilot Declared Goal fällen und sind gerade am Eingeben der Koordinaten, als die schwarze Flagge (Absage der Fahrt) kommt. Danach begleiten wir Lolo und Francesca zum Zeitvertreib auf der Bergung der Windmesssonde, die faszinierend präzise geortet werden kann (Koordinaten kommen über Funk, am Boden kann man sie dann leuchten und piepsen lassen, sobald man genügend nahe ist).

Den Abschluss des Abends bildet ein gemeinsames Nachtessen aller Schweizer Teilnehmer in der Innenstadt von Leszno.

Der erste Tausender

Diese Morgenfahrt war ein voller Erfolg:
– HWZ 1: 936 Pt.
– HWZ 2: 844 Pt.
– FON: 1000 Pt.
Gesamthaft ein Sprung auf Rang 6 in der Zwischenrangliste.

Wir freuen uns wahnsinnig darüber, sind uns aber auch darüber im Klaren, dass zwischen diesem 6. Rang und dem 26. gleich viele Punkte Abstand sind wie nach vorne zur führenden Nicola Scaife (AUS). Wir werden nicht überborden und kämpfen weiter.

Neuer Morgen, neues Glück

Die prognostizierten Windstärken sind auch heute Morgen mit Geschwindigkeiten zwischen 8 (Grund) und 18kt (1000ft) nicht wirklich langsam. Es sind drei Ziele mit individuellem Startplatz gesetzt: 2 HWZ auf dem Flugplatz, 3 HWZ am Südrand der Stadt und ein FON. Wie immer messen wir die Winde mehrfach und sorgfältig und wählen in Anbetracht der Windgeschwindigkeiten einen Startplatz etwa 4km vom ersten Ziel entfernt. Die Organisation im Team klappt und bald sind wir in der Luft. Die Winde sind das erste Mal steuerbar, auch wenn es weiter oben läuft wie eine S…

Die PIC’s loben die Bodenarbeit ausgesprochen. Auf dem ersten Ziel markert unsere Co-PICin mit 1-2m (seidener Erdbeer-Marker) auf dem dem zweiten mit ca. 6-7m (seidener Vanilla-Marker). Auch das FON funktioniert wunschgemäss mit 5-10m und das bei ca. 35km/h. Zum Schluss sind die Winde am Boden ganz ruhig, sodass am Rande eines Feldes eine gemächliche Landung resultiert.

8 Ränge verloren

Nach den provisorischen Resultaten der Abendfahrt sind wir um 8 Ränge nach hinten gefallen: Rang 21 mit 3200 Punkten, rund 2100 Punkte hinter der nach wie vor führenden Australierin. Ungünstig war v.a. der Task 5, bei dem doch einige Pilotinnen in die Nähe des Ziels kamen. Dafür war der zweite HWZ besser als erwartet, da viele Konkurrentinnen zu spät starteten und ihnen deshalb die Zeit ausging.

Abendfahrt für die Füchse

Bodenwinde um 20km/h bestimmen die Abendfahrt. Die Suche nach einem geschützten Startplatz erweist sich als anspruchsvoll, dank zwei Autos können wir die Zeit zwischen Briefing und Zusatzbriefing nutzen und haben dann gute Alternativen. Alle Windmessungen vor dem Start stimmen überein, am Schluss ist aber auf dem Fly-In doch nicht mehr als ca. 250m drin. Dass die nachfolgenden beiden HWZ schwierig würden, war von Anfang an klar. Die Windmessungen deuteten leider bereits beim Zusatzbriefing darauf hin. Mit Ablagen von je mehr als einem Kilometer haben wir aber doch nicht gerechnet.

Anspruchsvoll ist auch die Aufgabe am Boden. Bei diesen schlechten Strassen müssen wir grosse Distanzen zurücklegen, um an die Ziele zu kommen. Das ist für das erste Ziel unmöglich (dort stünde Lolo, dieser ist aber am Funk nicht erreichbar), am zweiten sind wir knapp zu spät und beim dritten reicht es zwar einigermassen, die Windmessungen sind aber auch hier zu spät, um noch etwas zu nützen. Für Fotos hat es übrigens auch nicht gereicht.

Good News: nach einer Fahrt mit durchschnittlich 30 km/h legt unsere PICin eine saubere Reissbahnlandung hin, Insassen und Ballon sind wohlauf. Das gilt für die Japanerin, die beim Start das Quick Release an ihrem Anhänger befestigt hat und diesen prompt überworfen hat, nicht wirklich. Noch schlimmer geht es der daneben aufstellenden Russin, der die Japanerin mit ihrem Kartenbrett ein Riesenloch oberhalb des Aequators gerissen hat. Heulend muss sie auf die Fahrt verzichten.

Am Schluss wissen wir im Moment nur, dass wir nicht gut waren. Was wir aber hätten besser machen sollen, ist uns noch nicht klar. Was die übrigen Pilotinnen hinbekommen haben, werden wir sehen. Wir hoffen, dass wir nicht zuviel an Boden verloren haben.

Schaden in Grenzen

Die provisorischen Resultate der Morgenfahrt:
– JDG: 550m / 263 Punkte
– HWZ: 246m / 613 Punkte
– RTA: 5″ / 946 Punkte
Gesamt: 1822 Punkte / Rang 13

Damit sind wir für den Anfang ganz zufrieden, auch wenn der Abstand auf die führende Australierin schon fast 1000 Punkte beträgt. Das gibt uns Motivation für die nächsten Fahrten.

No Fog, just Mist!

Prasselnder Regen weckt uns eine Stunde vor der eigentlichen Tagwache. Gut, dass wir am Abend noch den Brenner abgebaut haben. Zum Zeitpunkt des Briefings sieht man nicht wirklich viel, weniger wegen der Dunkelheit als wegen dem Nebel. Gemäss der sprachlich etwas limitierten Meteorologin kommt es schon gut, in Realität einfach erst, als der Wind schon gedreht hat. So liegt das erste Ziel (Judge Declared Goal) so falsch, dass alle Ballone deutlich rechts liegen, obwohl es sich nur ca. 800m vom CLA weg befindet. Damit wird der individuelle Startplatz entscheidend für das Resultat. Da wir ziemlich weit rechts starten, ist unsere Euphorie stark begrenzt. Das eine der nachfolgenden Hesitation Waltz Kreuze liegt dann etwas besser, aber da kaum eine Richtung nach links zu finden ist, fahren wir auch hier nicht in die MMA. Dann gibts es zum Abschluss noch ein Race to an Area, bei dem wir 12’16» deklariert und 12’04» geloggert haben. Wir hoffen, dass dies einige Punkte gibt.

Kurz vor der Landung machen sowohl die Korb- als auch die Bodencrews noch etwas Gamewatching (Highlight ist ein Wildschwein, das wie eine gesengte Sau über das Feld wetzt).

Eröffnungsfeier

Nach dem etwas langatmigen General Briefing startet gegen Abend der Korso zur Eröffnungsfeier. In drei Gruppen fahren wir zum Hauptplatz von Leszno, eskortiert durch die Polizei und beobachtet von vielen winkenden Zuschauern. Wir werden ermuntert, mit unseren Brennern Lärm zu machen, was von den meisten Teams ausgiebig genutzt wird. Beim Warten versuchen die Russen, die Länder-Tafel der nicht angereisten Ukrainerin zu klauen, für dieses Mal vergeblich. Angeführt von jungen Majoretten marschieren wir dann mit Musikbegleitung auf den Platz hinein, wo jedes Land einzeln begrüsst wird. Die Blasmusik spielt, die Majoretten machen ein paar Formationen und danach werden einige erfrischend kurze Reden geschwungen. Nach den Hymnen und dem Eid sind die 1. Frauen-Heissluftweltmeisterschaften eröffnet. Besondere Ehre erfährt uns, als der Bürgermeister extra für ein Gruppenbild zu uns kommt. Es wird viel gelacht und es hat erstaunlich viele Zuschauer.
Ein Buffet-Dinner mit etwas wenig Sitzgelegenheit schliesst den offiziellen Teil ab, wir weichen dazu mit diversen anderen Teams in den daneben liegenden Briefingraum aus. Ins Bett kommen wir heute früh, morgen geht es zeitig los und wir sind gespannt, was uns diese Meisterschaft bringen wird.