Unmittelbar nach unserer Ankunft in Yangon am Dienstag Morgen fahren wir zum Center for Vocational Training (CVT), das durch Schweizer initiiert wurde und das zum Ziel hat, die Berufsausbildung in Myanmar nach dem Schweizerischen dualen Bildungssystem zu fördern. In 5 verschiedenen Berufsgattungen (Schreiner, Elektriker, Metallbearbeiter, Gastronomen und Administrativmitarbeiter) werden junge Schulabgänger während 3 Jahren zu Berufsleuten ausgebildet. Post Graduate-Kurse zielen zudem auf die Starthilfe für Jungunternehmer sowie auf die Ausbildung zu Instruktoren, um das Konzept im Land zusätzlich verbreiten zu können. Ausserdem werden in einzelnen Regionen von Myanmar auch Kinder im Alter von 13 bis 14 Jahren, die die Grundschule wegen unterschiedlichsten Problemen zu früh verlassen, in speziellen Kursen wieder «eingefangen», um sie danach ebenfalls der Berufsausbildung zuführen zu können. Die Schule hat seit ihrer Gründung im Jahr 2002 enorm zugelegt und bildet heute rund 700 Jugendliche aus, der Hauptteil davon in der dreijährigen Lehre.
Am Nachmittag verpacken wir die Ballone für die lange Rückreise in die Schweiz und «stopfen» die Zwischenräume noch mit diversen etwas sperrigeren Souvenirs. In der Dämmerung darf natürlich ein Besuch in der Shwedagon Pagode nicht fehlen, bevor noch ein letztes Farewell-Dinner auf dem Programm steht. Am Mittwoch, unserem letzten Tag in Myanmar, stehen wir nochmals früh auf, um ein weiteres Mal die nahe liegende Shwedagon Pagode in der Morgendämmerung zu umrunden. Die Stimmung ist ohne jegliche Touristen wie immer friedlich und entspannt. Interessant ist, dass selbst für das Gebet die omnipräsenten Mobiltelefone Einzug gehalten haben: diverse Gläubige benutzen es, um den Gebetstext aus dem Internet ablesen zu können.
Nach dem Frühstück machen wir noch einen Kurzbesuch im Scotts-Markt, dem Inderviertel und dem Strandhotel und dann ist eine weitere tolle Myanmar-Reise leider bereits wieder Geschichte.
Was bleibt neben all dem bereits Geschilderten hängen: Vieles hat sich in den letzten Jahren (noch) nicht verändert. Vor allem ausserhalb der grossen Städte sind die Leute von einer unvergleichlichen Offenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Im praktischen Alltag dominieren weiterhin einfachste Hilfsmittel, von Industrialisierung ist noch wenig zu sehen. Die Saläre der normalen Bevölkerung sind auf einem fast unerträglich tiefen Niveau geblieben und trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) ist die Grosszügigkeit der Burmesen fast beschämend. Am anderen Ende der Skala scheint sich vor allem in den grossen Städten wie Mandalay und Yangon eine «Elite» zu entwickeln, deren Umgang mit Wohlstand noch trainiert werden müsste. Maseratis, Porsches und selbst Rolls Royce sind keine Seltenheit mehr im Strassenbild von Yangon. Die Immobilienpreise steigen aufgrund der grassierenden Spekulation in Höhen, die an attraktiven Lagen das Niveau von Singapur und Bangkok erreicht. Geldautomaten schiessen fast wie Pilze aus dem Boden, auch wenn sie unmittelbar vor oder selbst innerhalb einer Pagode zu stehen kommen. Noch vor drei Jahren war der Besitz eines Mobiltelefons für den Normal-Burmesen so undenkbar wie ein Flug zum Mond, heute sind die Geräte fast für jedermann erschwinglich. Die Folgen des sich dadurch fast über Nacht veränderten Kommunikationsverhaltens werden sich erst in einigen Jahren manifestieren.
Die Entwicklung kann nicht (und soll wohl auch nicht) aufgehalten werden. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Regierung und die Bevölkerung die vielfältigen Herausforderungen in einer Art und Weise meistert, bei der die einzigartige Kultur und Mentalität in Buddha´s goldenem Paradies nicht auf der Strecke bleibt.