Recap: Junior Worlds 2014

Kaum zurück von unserer «Tour de WM» sind wir bereits wieder mitten im Alltagsleben. Seit der Junioren WM (oder auch: «Baby Worlds») ist nun eine Woche vergangen und wir hatten Zeit, unsere Leistung zu analysieren.

Wie in unserem Blog bestimmt genug deutlich wurde, war die lokale Organisation eine einzige Katastrophe. Sobald der Wettkampf los ging, wurden wir davon aber glücklicherweise kaum mehr tangiert und wir konnten uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Allerdings ist es sehr schade, dass das OK nicht mehr aus der Veranstaltung gemacht hat. Social Events und die Einbindung der Öffentlichkeit fehlten komplett. Die einzige Party wurde von den französischen Piloten kurzerhand selber organisiert. Nichtsdestotrotz hat die komplette Wettkampfleitung um Zoltan Palhegyi einen sehr guten Job gemacht. Der Wettkampf war spannend, herausfordernd und fair. Das Scoring hat sehr schnell gearbeitet und wir wurden über das Electronic Notice Board immer sehr zeitnah über die Geschehnisse informiert. Die Wettkampfleitung hat wirklich das Beste aus der Situation gemacht. Ich möchte insbesondere die Arbeit von Zoltan loben, welcher nicht nur abwechslungsreiche und lösbare Aufgaben gestellt hat, sondern vor allem bei schnellen Bodenwinden darauf geachtet hat, dass das Landegebiet genug Platz bietet.

In unseren Augen war unsere Leistung gut. Es ist etwas schade, dass sich dies nicht in der Rangierung zeigt. Wir hätten gerne einen Platz in den Top 20 erreicht. Mit dem 23. Platz haben wir dies leider knapp verfehlt. Dies lässt sich einerseits durch das hohe Niveau des Wettkampfes erklären, natürlich aber auch mit der Erfahrung, welche uns noch fehlt. Über den gesamten Wettkampf haben wir nur 3 Marker zurückgebracht, alle anderen konnten wir abwerfen. An diesem Wettkampf konnte man aber mit einem Gravity Drop mit 10m Ablage in der zweiten Hälfte des Klassements landen. Bei der Analyse unserer Ergebnisse wird klar, dass unsere Stärken vorallem in den abstrakten Aufgaben, wie bspw. Fly-Ons oder Land-Runs, liegen (interessante mathematische Analyse der Resultate auf dem Blog von Clément Seigeot). Dies erkläre ich hauptsächlich damit, dass bei Bodenzielen sehr viel Gefühl des Piloten notwendig ist. In Vichy war dies extrem: meistens gab es bei ca. 300ft über Boden eine Inversion, welche zwei sehr unterschiedliche Windströmungen geteilt hat. Umso mehr muss man ein Gefühl dafür entwickeln, wann man in diese untere Schicht absteigt. Und genau das müssen wir, und somit vor allem Corinne und ich, deutlich mehr trainieren. Ich erlaube mir hier den Kommentar, dass dies mit einem Racer wohl einfacher wäre. Aus verschiedenen Gründen sind wir in Vichy aber mit unserem «normalen», kleinen Ballon (Kubicek BB 22 Z) angetreten, insbesondere weil es einer unserer ersten Wettkämpfe war. Es hat aber Situationen gegeben, in welchen ich mir eine kürzere Reaktionszeit gewünscht hätte. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Auf jeden Fall sind wir weiterhin motiviert, ernsthaft Ballonwettkampf zu betreiben. Sollte es irgendwie möglich sein, würden wir gerne an der Junioren Weltmeisterschaft 2016 teilnehmen. Dann sind nämlich wir die «alten» und erfahreneren Piloten.

An dieser Stelle möchte ich gerne meinen Dank aussprechen: Zuerst an die ganze Crew, welche uns vom Boden unterstützt und dafür natürlich Ferien nehmen muss. Zusätzlich zu ihren Wettkampfaufgaben haben alle ihre eigenen wichtigen Fähigkeiten, sei es als Handwerker, Arzt und noch vieles mehr. Dann möchte ich Walti danken, welcher uns sein gesamtes Material zur Verfügung stellt. Auch ein herzlicher Dank geht an unseren Sponsor Meyer-Mayor AG, welcher den Stoff produziert, der uns in der Luft hält und dem wir bereits drei Ballonhüllen zu verdanken haben. Weiter waren wir sehr froh um den Anhänger, welchen wir von Pascal Witprächtiger ausleihen durften. Somit konnten wir den Korb die ganze Woche aufgebaut lassen. Und last but not least, danke an Belcolor in Ebnat-Kappel, welche uns Schweiz-Banner für unsere Körbe gesponsert hat.

Abschluss der Junioren-WM 2014

Zum Abschluss wurden wir zu der Abschlussveranstaltung der Junioren-WM zusammen mit dem Gordon Bennett geladen. Um nicht zu wiederholen, was bereits zu der Eröffnungsveranstaltung gesagt und geschrieben worden ist, halte ich mich kurz; es war einfach katastrophal. Dieser Anlass ist vor Allem einem Abschluss eines Gordon Bennetts nicht würdig. Da noch einige Proteste nicht geklärt sind, entscheiden wir uns, nicht auf die Siegerehrung der Junioren-WM zu warten, da sich dies noch einige Stunden hinziehen könnte. Wir fahren um ca. 14:30 Uhr in Richtung Polen ab. Andrea und Roli sind bereits am Morgen mit dem Ballon nach Hause losgefahren. Wir anderen vier, Corinne, Walti, Bruno und Gian-Marco fahren bis Offenburg, wo wir nach einem gemütlichen Znacht übernachten. Wir werden morgen die letzten gut 700km zu Nicole und Sam fahren, um dort direkt am Abend eine Trainingsfahrt zu machen.

Je nach Wetter in Polen melde ich mich früher oder später mit einem Recap-Bericht über die Junioren-WM mit einem Gesamtüberblick über die Meisterschaft aus Pilotensicht wieder. Vorerst konzentrieren wir uns aber voll und ganz auf die Frauen-WM.

Zum Abschluss ein verpasstes Minimum Distance

Das Tasksheet kommt heute erst 15′ nach dem eigentlichen Briefingstart. Der Grund sind die ständig wechselnden Winde. Die leicht bedrohlich ausschauenden Wolken sind offenbar nicht aktiv, sodass der Start für ein Minimum Distance Double Drop auf den Flugplatz frei gegeben wird. Wieder haben wir unsere Schwierigkeiten mit dem Windmessgerät, heute Abend sind wir uns aber dessen bewusst und korrigieren die Abweichung von 15-20 Grad. Da die Winde nochmals gedreht haben, kommen wir trotzdem nicht auf den Flugplatz hinein. Damit sind wir in bester Gesellschaft, denn nur 8 Teams gelingt dies. No result ist aber halt no result (dürfte etwa 500 Punkte geben).

Nach der Landung erfolgt das feierliche Freilassen der letzten Piballs und danach lassen wir den Abend gemütlich mit dem wieder nach Vichy zurückgekehrten Gasballonteam Frieden/Hugi ausklingen.

Aufdatierte Resultate

Die Ausbeute des heutigen Morgens ist enttäuschend. Wir können nur mit dem Fly-In zufrieden sein (711 Punkte), die restlichen Wertungen sind zwischen 97 und 387 Punkten, was uns auf den 23. Platz (12’208 Punkte) zurückwirft. Wir hoffen, am Abend noch etwas gutmachen zu können, der Blick auf den Himmel (zunehmend konvektive Bewölkung) ist aber nicht so verheissungsvoll.

Vorne führt nun Rokas Kostiuskevicius mit 20’176 Punkten, 224 Punkte vor Dominic Bareford und 585 Punkten vor Clement Seigot.

Schnelle Morgenfahrt

Nach dem Fly-In Frust von gestern Abend geben wir uns bei der Startplatzsuche besonders Mühe. Mit Erfolg: die Anfahrt auf das heutige Fly-In funktioniert gut, bei zügigen Bodenwinden ergeben sich 30.25m, ungefähr Rang 13. Danach folgt ein 3D-Zylinder, der noch schwer einzuschätzen ist. Beim Judge Declared Goal danach dürften etwa 20m herausschauen (etwas zu spät gemarkert). Beim nachfolgenden Hesitation Waltz steigen wir deutlich zu spät ab, weshalb es uns ziemlich weit rechts am Zielkreuz vorbei bläst. Das abschliessende Fly-On ist mit rund 100m nicht übertrieben brilliant. Was das wert ist, lässt sich noch schwer einschätzen. Bei der darauf folgenden 3-Paul Reissbahnlandung bekommt unser schönes Kartenbrett noch einen Riss: Arbeit für Bruno.
Jetzt hoffen wir, dass das Wetter noch bis am Abend durchhält, damit wir nochmals zwei Wertungen fahren können. Die Prognosen sagen allerdings die Annäherung einer konvektiven Front von Spanien her voraus.

Donnerstag Abend: Abverheit

Es sind zwei Aufgaben angesetzt: ein Fly In und ein Dounut. Der Meteoforecast und die offiziellen Windmessungen lassen in der Grundschicht Winde aus Ost erwarten, die mit zunehmender Höhe im Uhrzeigersinn bis Südwest drehen. Der Meteorologe bemerkt aber auch, dass in Bodennähe die Geschwindigkeiten schwach und die Richtungen nicht zuverlässig seien. Unsere eigenen Windmessungen verleiten uns zu einem Startplatz, der sich leider als viel zu westlich erweist, sodass das Fly In total in die Hosen geht. Bezüglich dem selbst deklarierten Dounut lässt sich noch nichts sagen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die anderen Piloten hier versagt haben.

Wir befürchten, dass wir einen systematischen Fehler auf unserem Windmessgerät haben, das werden wir aber heute und morgen nicht mehr herausfinden können. So endet der wunderschöne Tag nach der Freude über die Morgenresultate eher mit etwas Ernüchterung, so schnell lassen wir uns aber nicht unterkriegen. Morgen werden wir voll weiter kämpfen.

Resultatupdate

Das war nun wirklich Morning Glory! Wir haben aus den 5 Aufgaben 3’346 Punkte geholt und eine Aufgabe mit 945 Punkten gewonnen (weil der Beste wegen Ground Contact Penalty bekommen hat). Das bringt uns 5 Plätze nach vorn: Rang 17 (10’238 Punkte). Es führt Dominic Bareford (UK) mit 14’907 Punkten vor Clement Seigeot (F, 14’685) und dem Kamikazepiloten/amtierenden Weltmeister Rokas Kostiuskevicius (LT, 14’200).

Donnerstag Morgen: Balloons in the Mist

Heute gibt es eine Morning Glory mit 5 Aufgaben: Judge Declared Goal, Gordon Bennett Memorial, Hesitation Waltz, Judge Declared Goal und Fly-On. Es ist noch dunkel, als wir uns vorbereiten und bei Sonnenaufgang sind wir bereits in der Luft. Die Winde sind variabel mit ganz dünnen Schichten unterschiedlicher Richtungen. Man muss also sehr präzise fahren, wer das kann, hat gute Möglichkeiten zum Steuern. Unsere Piloten gehören dazu und markern beim ersten Ziel (Gravity) mit ca. 20-30m). Das Gordon Bennett ist interessant gestellt: gültig sind der Stoff des Kreuzes und der Wiesenbereich zwischen Runway und Taxiway, ab ca. 100m neben dem Kreuz. Wir nehmen kein Risiko und markern mit 111.127m knapp an die Wertungsgrenze zum Kreuz (ein paar Marker liegen bereits ein paar Zentimeter neben dem Kreuz, was no result gibt). Auch der Hesitation Waltz klappt mit 1.08m sehr gut und nur das nächste JDG ergibt eine Ablage von einigen hundert Metern. Wir gehen allerdings davon aus, dass dies den meisten so gegangen ist. Highlight des Morgens ist dann das abschliessende FON, bei dem ca. 5m resultieren.

 

Mittwoch Abend: Schnelle Solofahrt

Die Wetterlage heute Abend ist ähnlich wie gestern: ziemlich schnelle Winde, die erst kurz vor Sonnenuntergang wirklich schwächer werden. Start für die Solofahrt mit zwei Aufgaben ist auf dem Flugplatz, wo der Windsack bei unserem Eintreffen fast waagrecht steht. Das Ganze beruhigt sich dann aber etwas und so lässt sich das Gefährt recht ordentlich aufstellen. Die Aufgaben sind ein Race to an Area, bei dem die Zeit geschätzt werden muss, nach der man in ein vorgegebenes Gebiet einfährt. Dies scheint dem einsamen Gian-Marco gut gelungen zu sein. Danach folgt ein Hesitation Waltz auf 2 recht nahe beieinander liegende Ziele. Dieses Resultat dürfte in Anbetracht des starken Feldes weniger perfekt ausgefallen sein.

Unser Hinkebein Roli ist guten Mutes und macht weiterhin einen Superjob als Navigator von Bruno. Wir haben ihn auf dem Rücksitz des Landrovers gipsgerecht installiert.

Ein Gipsbein für Roli

Pech für Roli: bei einem happigen Fehltritt im Strassengraben (voller Einsatz) holt er sich einen Riss der Achillessehne und einen Knöchelbruch (Malleolarfraktur). Unser Teamarzt Andrea bringt ihn unmittelbar nach der Fahrt ins Spital, wo die Verarztung professionell, aber auch sehr gewerkschaftlich organisiert ist. Er bekommt einen Gips für das ganze Bein, aber keine Krücken. Solche gibt es nur in einer Apotheke, wohin er mit einem Krankenwagen gebracht wird! Wir leiden mit Roli und sind beeindruckt, dass er auch mit Gips weiter mit uns mitkämpfen will (Zitat von Marcel Schuler: «geile Siech»). Gute Besserung, Roli!

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Die Resultate vom Morgen waren ganz gut: stark in den 3D-Aufgaben und wenige Punkte trotz akzeptabler Ablagen auf den Bodenkreuzen. Wir haben damit wieder einen Rang gut gemacht und sind mit etwas über 6’000 Punkten auf Platz 21. Der führende Franzose hat rund 10’600 Punkten.