Sonntag Abend: Frühes Nachtessen

Das Highlight des Nachmittags: Roli ist eingetroffen, begleitet durch das 2. Antennenkabel, das Nicole heute extra nach Zürich gebracht hat (Viiiiiiiiiiiielen Dank!). Ab sofort sind wir personell und technisch komplett. Wir machen danach ernsthafte Windmessungen, aber der Wind ist ernsthaft und andauernd zu stark und selbst der Norddeutsche Markus Haggeney («bis 5 Knoten starten nur Weicheier») schliesst sich unserer Meinung an, dass ein Start heute Abend eher etwas für Hasardeure wäre. Wir nützen die Zeit zur Rekognoszierung des Geländes, insbesondere für die Suche nach möglichen Startplätzen. So schlecht wie wir gestern dachten, sieht es nicht aus.

Jetzt sitzen wir gemütlich im Buffalo Grill und sind zuversichtlich, a) schön zu essen, b) früh zu schlafen und c) morgen früh nochmals eine vernünftige Trainingsfahrt machen zu können.

2. Trainingsfahrt

Aus Sorge, ob wir wegen des heute stattfindenden Triathlons überhaupt noch aus dem Gelände herauskommen, sind wir etwas früh unterwegs (0545). Bei Dunkelheit einen schwarzen Helium-Ballon zu beobachten, ist zwar nicht einfach, aber mindestens sehen wir, dass die rasch hereinziehende Wolkendecke noch eine einigermassen akzeptabel hohe Basis hat. Kurz nach Sunrise sind Corinne und Gian-Marco dann in der Luft, sie haben einen Hesitation Waltz und ein Fly On auf dem Programm. Am Boden ist der Verkehr trotz Triathlon problemlos, die Wettkämpfer tummeln sich gerade noch im Wasser.

Unsere Piloten schaffen das HWZ-Ziel mit 30m passabel, ein bisschen weniger Ablage wäre allerdings wohl noch dringelegen. Dann zeigt es sich, dass die Winde ab etwa 150m Grund so stark drehen, dass auch das zweite HWZ anfahrbar ist. Dort resultieren 14.70m, schon besser. Das Fly-On sieht dann lange gut aus, gegen Ende drehen dann die Winde nochmals und deshalb ist diese Aufgabe eine für die Streichliste.

Landen ist rund um Vichy nicht ganz trivial. Es hat viele abgesperrte Felder, unzählige Kuhweiden und wenige Feldwege. Letztlich findet sich dann aber eine grosse, frisch gemähte Wiese (damit es nicht zu einfach wird, hat es mittendurch eine nette Stromleitung).

1. Trainingsfahrt

Nachdem die Hälfte des 3. Check-In erfolgreich absolviert ist und alle materiellen Vorbereitungen abgeschlossen sind, nehmen wir die erste Trainingsfahrt in Angriff. Wir machen auf dem Hippodrome ein paar Windmessungen, bei denen sich Sam´s Windsock-Stativ bestens bewährt. Darauf basierend setzen wir neben dem Fly-In noch ein zusätzliches Ziel. Dort sind die weissen (Weichkäse-) Kühe die grösste Herausforderung, denn sie fühlen sich von unserem roten Zielkreuz magisch angezogen. Nach dem Start stellen wir dann bald einmal fest, dass die Winde um rund 50 Grad nach rechts gedreht haben, sodass wir die ganze Zielplanung ziemlich umstellen müssen.

Bei Winden um 20 km/h in Bodennähe sind insbesondere die Nachfahrer etwas gefordert, unter anderem behindert durch ziemliche Kommunikationsprobleme. Das Fehlen des Antennenkabels für das zweite Auto erweist sich als ziemlich mühsam.

In Anbetracht der französischen Organisationskünste sind wir positiv überrascht, dass es nach der Fahrt Gas gibt. Danach schliessen wir den Tag im Buffalo Grill ab, sehr lecker!

Ankunft und Gordon Bennett Start

Am Freitagmorgen um 7 Uhr sind wir zu dritt (Corinne, Andrea und Gian-Marco) von zu Hause mit dem Ballon Richtung Vichy losgefahren und sind kurz vor 16 Uhr angekommen. Glücklicherweise sind wir ohne Stau oder sonstige Verzögerungen durchgekommen. Entgegen allen Informationen im Voraus, konnten wir direkt nach der Ankunft das erste von drei Check-Ins absolvieren und haben die Badges und Essensbons erhalten. Das hat nur ca. eine Stunde gedauert, und es war immerhin ein ganzes Team vor uns dran. Nachher haben wir unsere Unterkunft bezogen und somit das zweite Check-In hinter uns gebracht. Wir wohnen in der Unterkunft eines Sportzentrums und haben Viererzimmer, die wir jeweils zu dritt bewohnen werden. Wenige Stunden später sind auch Walti und Bruno eingetroffen, welche allerdings deutlich mehr mit dem Verkehr zu kämpfen hatten, als wir mit dem Anhänger. In Sachen Team warten wir nun noch auf Roland, welcher hoffentlich planmässig morgen Sonntag eintreffen wird.

Mit einem überzeugten Gesichtsausdruck haben wir uns dann über die Abschrankungen am Startplatz des Gordon Bennett hinweggesetzt und unsere Schweizer Freunde, welche am Aufrüsten der Gasballone waren, besucht. Nach einem kurzen Nachtessen am Rande des Startplatzes sind wir zurück in die Unterkunft, um diese etwas einzurichten, da der Start des Gordon Bennett zwei Stunden nach hinten verschoben wurde. Eine gute halbe Stunde vor dem Start haben wir uns wieder mit demselben überzeugten Gesichtsausdruck zum Team SUI1 um Kurt Frieden und Roman Hugi begeben. Wir «mussten» zwar beim Leeren der Sandsäcke mit anpacken, durften dafür aber den Ballon zum Start-«Podest» begleiten und ihn dort in den Nachthimmel entlassen. Leider haben das Publikum und die Band, welche eigentlich die Nationalhymnen spielen sollte, die Verschiebung des Startfensters nicht verstanden und sind vor 23 Uhr wieder nach Hause gegangen. Trotzdem war es sehr schön! Da wir erst um ca. 1:30 Uhr ins Bett gekommen sind, haben wir eine allfällige Ballonfahrt für heute Samstagmorgen frühzeitig abgesagt. (Live-Tracking: http://www.gordonbennett2014.org/spip.php?page=live-tracking)

Heute Morgen sind wir nach einem Frühstück im Restaurant unserer Unterkunft Richtung Vichy-City gefahren, um einige Einkäufe zu tätigen. Wir haben vor allem Wasser gekauft, aber auch eine französische SIM-Karte, die gemäss Reglement für jeden Wettbewerber Pflicht ist. Danach haben wir einen erhöhten Platz um Vichy gesucht, um die Region etwas zu überblicken. Viel Markantes gibt es nicht zu sehen. Es gibt sehr viel Wald und mit Stacheldraht eingezäunte Felder. Jetzt sind wir wieder zurück in der Unterkunft und treffen die letzten Vorbereitungen. Für heute steht noch das letzte der Check-Ins an und dann werden wir natürlich versuchen, eine erste Trainingsfahrt zu machen.

 

Junioren-WM und Gordon Bennett Race

Wir treffen momentan unsere letzten Vorbereitungen für die Junioren-Weltmeisterschaft in Vichy, Frankreich (offiziell: 2nd FAI Junior World Hot Air Balloon Championship). Am Freitag werden wir mit zwei Autos und einem Ballonanhänger abreisen. So haben wir die Möglichkeit vor dem Wettkampfstart am Montagnachmittag die eine oder andere Trainingsfahrt zu absolvieren.

Wir werden folgendermassen aufgestellt sein:

Im Korb, HB-QPH
Gian-Marco (PIC)
Corinne (Co-Pilotin)

Am Boden, in zwei Autos
Walti (Teamchef)
Andrea
Bruno
Roland

An der Junioren-WM dürfen nur Personen im Korb sein, die weniger als 27 Jahre alt sind. Trotzdem gibt es ein sehr starkes Teilnehmerfeld. Wir sind stolz, die Schweiz an dieser Weltmeisterschaft vertreten zu dürfen und geben natürlich alles, müssen uns aber realistischerweise bewusst sein, dass dies unser erster First Category Sporting Event ist, an welchem wir natürlich viel Erfahrungen sammeln können und müssen. Selbstverständlich berichten wir live auf diesem Blog. Informationen zum Event sind oben zu finden, unter «Junioren-WM 2014».

In der Ballonszene bedeutender als unsere Junioren-WM ist das härsteste Ballonrennen der Welt, das Gordon Bennett. Ein Event, welcher jedes Jahr Ballonsportinteressierten schlaflose Nächte bereitet. Dabei geht es darum, mit dem Gasballon eine möglichst grosse Luftdistanz zum Startort zurückzulegen. Fahrten mit bis zu 80h Dauer und mehr als 2000km Distanz sind möglich. Im Jahr 2012 startete das Rennen aus dem Toggenburg (die Gewinnernation ist jeweils Austragungsort für das übernächste Rennen). Dieses Jahr startet es in Vichy und bildet die Dachveranstaltung für die Junioren Heissluftballon WM. Für die Schweiz starten drei Teams; SUI1 Frieden/Hugi, SUI2 Gschwendtner/Tschuppert und SUI3 Tièche/Sciboz. Der Start ist für Freitagabend, 22:00 Uhr geplant. Wir hoffen natürlich sehr, dass die französische Dominanz der letzten Jahre gebrochen werden kann und 2016 wieder einmal aus der Schweiz gestartet wird!
Wir wünschen allen Teams eine schöne und sichere Fahrt und vorallem den Schweizern viel Erfolg!

Einige Links zum GBR2014:
offizielle Website: http://www.gordonbennett2014.org/
Live Tracking: http://www.gordonbennett2014.org/spip.php?page=live-tracking
Blog SUI1: http://gordonbennettrace.wordpress.com/
Blog SUI2: http://woidl.wordpress.com/
Infos zum Gordon Bennett: http://de.wikipedia.org/wiki/Gordon-Bennett-Cup_%28Ballonfahren%29

Recap: Schweizermeisterschaft 2014

Der Adrenalinspiegel ist wieder gesunken und der fehlende Schlaf konnte nachgeholt werden. Höchste Zeit also für einen Rückblick auf unsere erste Meisterschaft in dieser Team-Konstellation. In den vier Tagen konnten sechs der sieben geplanten Fahrten durchgeführt werden. Da die Wetterprognosen im Vorfeld der Meisterschaft eher schlecht ausgesehen haben, sind wir sehr froh um das gute Wetter. Denn je mehr Fahrten und Aufgaben an einer Meisterschaft gefahren werden können, desto mehr können Zufall und Glück eliminiert werden.

Die Schweizermeisterschaft wurde von Stefan Zeberli gewonnen, gefolgt von Marc Blaser und Roman Hugi. Der Swiss Cup ging an Ivan Ayala, vor Clément Seigeot und Uwe Schneider. Herzliche Gratulation an dieser Stelle! Nicole (Team 27) konnte die SM auf dem 7. und den Swiss Cup auf dem 22. Platz abschliessen, Gian-Marco (Team 21) auf dem 8. respektive 26. Platz. Das Niveau des Wettkampfes war sehr hoch und wir sind sehr zufrieden mit den Resultaten. Die Korbbesatzungen haben sich gut eingespielt und die Zusammenarbeit, sowohl in der Luft als auch mit den Bodenteams, hat sehr gut funktioniert. Wir haben auf jeden Fall viel gelernt, um es das nächste Mal noch besser zu machen und weiter vorne mitzuspielen.

Organisatorisch war die Schweizermeisterschaft ein voller Erfolg. Sowohl die Teilnehmer als auch die Wettkampfleitung waren sehr zufrieden mit dem reibungslosen Ablauf von Ballonfahren, Briefing und Debriefing, Gastanken und natürlich dem Essen. Herzlichen Dank an alle, die ihre Zeit für diese Meisterschaft und den Ballonwettkampfsport in der Schweiz eingesetzt haben. Es hat sich sehr gelohnt!

Sonntag Morgen: Die Brücke

Zum Schluss der Meisterschaft kam es doch noch: das Fly In auf die historische Brücke in Bischofszell. Natürlich war es auch diesmal anspruchsvoll, je nach Laune der Natur variierten die Winde vor dem Ziel um bis zu 50 Grad. Das interessanteste Beispiele waren zwei Ballone, die Hülle an Hülle dem Fluss entlang fuhren und deren Track sich 150m vor dem Ziel so auseinander bewegte, dass der eine links und der andere rechts am Ziel vorbei fuhr. Der darauf folgende Hesitation Waltz führte zu guter Letzt zu einem Show Down auf höchstem Niveau: insgesamt 3 Nullablagen! Für unsere beiden Teams endete der Wettkampf mit guten Fahrten und konkurrenzbedingt mittelmässigen Resultaten. Die Brücke verpassten beide um etwa 150 Meter, beim Hesitation Waltz hatten Gian-Marco und Corinne eine ähnliche Ablage. Nicole und Sam fuhren sehr gut auf das 2. Ziel, markerten bei ca. 3.60m und waren mit diesem Resultat nicht mal in der ersten Ranglistenhälfte. Trotzdem ein hervorragender Abschluss!

Samstag Abend: Fahrt ins Blaue

Noch kennen wir die Resultate der heutigen 3-fach Aufgabe nicht genau. Es steht mindestens fest, dass es eine sehr anspruchsvolle Fahrt bei recht schnellen Winden und bei super schönem Wetter war. Ein Traumabend für eine Passagierfahrt.

Mit der ersten Aufgabe ist mindestens Nicole sehr zufrieden (ca. 2.9km und ca. 980 Punkte). Gian-Marco war mit ca. 3.1km auch nicht schlecht. Am anderen Ende der Freudenskala liegt das Resultat des Elbows: Nicole 1.6 Grad und Gian-Marco 3.1 Grad! Irgendwo dazwischen liegt die Wertung des Hesitation Waltz. Ausser dem tollen Wetter also ein Abend zum Vergessen.

Samstag Morgen: 5-fache Aufgabe im Dunst

Bei kühlen Morgentemperaturen bildete sich über dem Thurtal eine mystische kleine Dunstschicht, die sich später zu einem leichten Hochnebel anhob. Die Fünffachaufgabe von heute früh war ein Pilot Declared Goal im Raum Hohentannen (2 Ziele zur Auswahl), ein Fly In auf den CLP 1, ein Hesitation Waltz auf eines von 3 Zielen zwischen Mosen und Lenggenwil, ein Landrun und ein Fly On. Genügend Arbeit also für die Korbbesatzungen wie für die Bodencrews.

Am Boden brauchte man warme Pullover und in der Luft wie meistens gute Nerven. Anspruchsvoll war vor allem das Manövrieren um die Wolkenfetzen herum, denn vor allem für den Land Run mussten auch Winde in höheren Schichten genutzt werden.

Highlight des Morgens: Gemäss den provisorischen Resultaten feiert auch Nicole ihren ersten 1000er (im Hesitation Waltz).

Freitag Abend: die Bise kommt

Nach dem Durchgang der erwarteten Kaltfront am Morgen und dem daraus resultierenden Ausschlafen waren wir wieder voll motiviert für neue Taten. Claude stellte 3 Aufgaben: ein Fly In auf Zeberlis Wiese, einen 3D-Tasks über der Thur und eine Fuchsjagd. Bei relativ schnellen Winden erwies sich die Wahl des Startplatzes als entscheidend für das Fly-In, dafür war ein gutes Resultat in der ersten Aufgabe eher ein Handycap für den nachfolgende «Schachbrett»-Task. In Zuzwil endete dann eine interessante Abendfahrt bei ruhigen Winden unmittelbar hinter dem Zielkreuz des Fuchses.

Unsere Resultate sind wohl schlecht beim Fly-In, gut bei der 3D-Aufgabe und mittelmässig bei der Fuchsjagd.