Samstag Abend: Sportfahrt

Zu den Bad News: die Morgenfahrt hat uns 5 Plätze gekostet.

Zu den Good News: die Abendfahrt soll aus Sicht des Veranstalters zur grossen Show für die Zuschauer werden. Deshalb berichtet der Meteorologe beim Briefing auch, dass sich alle CB’s bis spätestens 18:30 aufgelöst haben werden. Claude setzt eine spektakuläre Aufgabe: ein Hesitation Waltz mit 2 Zielkreuzen im Park von Mersch, eines auf dem Steg am See, das andere unmittelbar vor dem VIP-Zelt mit einer MMA von nur 5m. Die Windrichtungen sind heute Abend das kleinere Problem, das grössere sind die Schauerzellen, die nur im Wunschdenken der Organisation zerfallen. Bei der Suche des Startplatzes müssen wir zweimal unseren Korb abdecken, nach ein paar Vorwarnungstropfen beginnt es veritabel zu schütten.

Schliesslich entscheiden wir uns ziemlich spät vor dem Ende der Startperiode für ein Feld und starten bei ruppigen Verhältnis. Lange dauert unsere Fahrt nicht, nach etwa 8’ sind wir bereits bei den Zielen. Wir machen einen Sicherheitswurf beim Steg und treffen danach mit einem zweiten Marker schön auf das Zielkreuz vor dem VIP-Zelt. Ca. 2-3m dürfte die Ablage sein und dafür wir es für einmal richtige viele Punkte geben. Das Publikum spendet uns kräftig Applaus und wir machen noch kurz einen japanischen Yata-Yata-Yata mit der Menge. Unmittelbar hinter dem Festgelände legen wir bei zügigen Winden eine Reissbahnlandung hin, nach 10’ Fahrt ist die Übung bereits erledigt.

Samstag Morgen: 5-faches Frühturnen

Die Fahrt von gestern Abend hat uns zurück ins Geschäft gebracht: wir liegen wieder auf Platz 10. Soweit die Good News. Dann kommt wieder der Startplatz-Suchstress, um ein geeignetes Plätzchen für den Morgenstart zu finden. Wir fahren aufgrund der Windangaben des Meteorologen weit nach Westen, wo die ersten Ziele liegen. Der dort gemessene Wind geht allerdings 180° in die falsche Richtung. Dies erweist sich aber als trügerisch, denn je länger wir warten, umso mehr stimmen Prognose und Messung überein. Dass es ein schwieriges Spiel werden wird, ist von Anfang an klar. Die Wetterlage hinter der durchgezogenen Kaltfront ist sehr labil.

Wir kommen gut Richtung erstes Ziel (2 HWZ-Kreuze dicht nebeneinander), dort drehen aber die Winde auf den letzten 100m ständig. Wir investieren relativ viel Zeit und markern schliesslich doch nur bei 40m. Bei der nächsten Aufgabe (JDG) sieht es ähnlich aus, jeder Ballon hat seine eigene Richtung. Wir kommen nicht in die MMA und loggern bei gut 200m. Danach fahren wir das bereits beim Start deklarierte FON an, auch hier fehlen uns etwa 200m. Die Zeit geht uns langsam aus und wir entscheiden uns, das nächste HWZ auszulassen , damit wir für den abschliessenden Land Run genügend Zeit haben. Dieser kommt in Anbetracht der Situation mit gut 5km2 relativ vernünftig heraus. Ob es allerdings auch zu genügend Punkten reicht, hängt naturgemäss von den anderen Teams ab.

 

Freitag Abend: Luxemburgisches (Wind-) Roulette

Die Auswirkungen der gestrigen Abendfahrt haben sich dank einem vernünftigen Morgen in Grenzen gehalten: wir sind um 3 Ränge von 11 auf 14 zurückgefallen.

Beim Gastanken am Nachmittag fallen noch die letzten Tropfen der schwachen Kaltfront, die kurz nach Mittag durchgezogen ist. Es ist allerdings schnell absehbar, dass die labile Schichtung noch anhält und die Windsituation erneut schwierig ist. Claude setzt deshalb zwei HWZ mit 5 Auswahlzielen, von denen je eines angefahren werden muss. Wir messen am ersten Punkt 90°, am nächsten 105°, am dritten 120° usw. So reisen wir rund um die Zielansammlung und irgendwann entscheiden wir uns für eine Wiese, auf der die letzte gemessene Richtung gut passt. Es überrascht aber niemanden, dass nach dem Start alles wieder anders ist und wir plötzlich nach rechts anstatt nach links kämpfen müssen.

Die Resultate sind auch heute Abend wieder wenig erbaulich: ca. 600m auf dem ersten Ziel, ca. 260m auf dem zweiten. Durchatmen und morgen weiterkämpfen!

20.7.: 4-fache Morgenfahrt

Weil langsam mit einer Labilisierung der Athmosphäre zu rechnen ist, wird das Morgenbriefing eine halbe Stunde auf 05:00 vorgezogen: schon verd… früh. 4 Aufgaben: FIN, JDG, HWZ und FON (lange 30‘ vor der Wertung zu deklarieren). Einen geeigneten Startplatz finden wir schnell und setzen noch vor dem Start das FON-Ziel weit in den Norden. Kurz nach dem Start verabschiedet sich wieder mal die Verbindung des Loggers auf das Ozi, aber so schnell lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen. Nach zwei Reboots sind wir wieder bei dabei. Die Anfahrt auf das FIN funktioniert ganz ordentlich, die Winde in der Grundschicht drehen mehr als 120° nach links. Wir sind etwas weit rechts vom Kreuz, aber mit etwas Geduld und einer schönen weiteren Drehung kommen wir noch auf 26.25m heran. Beim nachfolgenden JDG markern wir – wie alle Bodenziele heute früh mit Gravity Drop – bei 2.60m, damit sind wir sehr zufrieden. Dann folgt das HWZ, auf dem wir nicht ganz so gut korrigieren können, ca. 15m wird die Ablage sicher sein. Auf dem schon beim Start deklarierten FON dreht es auf den letzten Metern noch etwas nach links. Die rund 35m Ablage ist nicht perfekt, aber vermutlich auch nicht hundelausig.

19.7.: abendlicher Windpoker

Die Morgenfahrt hat uns im Schnitt ca. 600 Punkte eingebracht. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht brilliant. Wir hätten vor allem beim Task 3 (10m zu weit geworfen) und beim Task 5 (Elbow zu wenig präzise navigiert) noch besser sein müssen, um ganz vorne mitzumischen. So stehen wir mit einem Total von 3057 Punkten auf dem 11. Zwischenrang.

Für die Abendfahrt sind 3 Tasks gesetzt: ein FIN (natürlich auf den Steg im Park), ein HWZ mit 3 Optionen und ein WSD. Wir eiern eine Ewigkeit rund um Mersch herum, denn wir finden jede Windrichtung, ausser diejenige, die wir brauchen. Schliesslich entscheiden wir uns für eine grössere Wiese und kämpfen uns danach Meter um Meter mehr oder weniger Richtung Fly In-Ziel. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit und wirklich in die Nähe kommen wir auch nicht: 610m Ablage und 406 Punkte.  Zum Landeort des Fuchses kommen wir auf mehr als 4000ft zwar ganz ordentlich, wir müssen dann aber mit dem nächsten Ziel (HWZ) optimieren und opfern deshalb das Watership Down: 871m und 125 Punkte. Auch beim abschliessenden HWZ kommen wir nicht in die MMA, mit 131m und 661 Punkten ist das aber noch ganz o.k. In der Rangliste sind wir nach diesem Abendpoker wohl etwas nach hinten gerutscht.

Luxemburg 2018: Erste Fahrt

Gestern Mittwoch sind wir in rund 7 Stunden nach Luxemburg gefahren, gemessen an anderen Distanzen, die wir für Ballonmeetings zurücklegen eine noch einigermassen humane Distanz. 32 Piloten nehmen teil, geleitet wird der Wettbewerb von Claude Weber. Wir wollen diese Meisterschaft nutzen, um uns auf die folgenden Wettkämpfe, insbesondere die Frauen-WM in Polen und die WM in Österreich vorzubereiten. Alle Details zur Veranstaltung inklusive Task-Sheets und (oft ultra-schnell verfügbare) Resultate sind auf der Webseite des Wettbewerbs ersichtlich.

Nach dem kurzen General Briefing folgte eine kleine Eröffnungsfeier vor der Dorfkirche von Mersch und anschliessend gab es im Verpflegungszelt im schönen Park ein gepflegtes Welcome Dinner.

Heute Morgen steht nun eine 5-fach Aufgabe auf dem Task-Sheet. Alle Ziele liegen ziemlich auf einer Linie von NE bis zum CLA in Mersch. Die Winde sind insgesamt gut steuerbar und so sehen wir alle Ziele aus der Nähe. Schwierig ist beim ersten und vierten Ziel die Endanfahrt, Claude hat seine Zielkreuze so gut versteckt, dass sie erst sehr spät sichtbar werden. Ziel 1 in einer kleinen Waldlichtung, Ziel 4 hinter einer grossen Baumreihe auf einem Steg im Weiher. Dort zählen nur der Steg und der angrenzende asphaltierte kleine Vorplatz als Wertungsgebiet, manch ein Marker fliegt deshalb ins Wasser. Wir erwischen die Ziele 1 (FIN, gravity) mit ca. 15m und Ziel 2 (JDG, gravity) mit 2.85m ganz o.k., beim Ziel 3 (HWZ, free) sind wir nahe dran, der doofe Co-Pilot wirft aber den Marker mit 10.69m viel zu weit. Beim Ziel 4 (JDG, free) gehen wir auf Nummer sicher, 15.63m dürften zufriedenstellend sein. Der abschliessende Elbow ist schwierig einzuschätzen. Wir sind zwar nahe an den optimalen 180°, das werden aber viele andere auch sein.

Sieg am Swiss Cup im Emmental!

Da die Schweizermeisterschaft, welche alle zwei Jahre stattfindet, ihren Rhytmus geändert hat, wurde dieses Jahr zur Überbrückung einen Swiss Cup veranstaltet. Die Idee dahinter war, einen einfachen Wettkampf ohne grosses Drumherum zu veranstalten, welchen Neulingen erlauben sollte, in die Welt des Ballonwettkampfs einzusteigen. Er fand vom 9.-13. Mai in Affoltern im Emmental statt und wurde von Stefan Zeberli geleitet. Total haben 12 Teams teilgenommen, davon je eines aus Deutschland und Lettland.

Wir waren mit zwei Teams anwesend (Nicole, Sam, René und Cynthia & Gian-Marco, Corinne, Bruno und Andrea), hatten aber leider nicht die Resourcen, um live von der Veranstaltung zu bloggen. Deshalb hier eine Zusammenfassung der Geschehnisse:

Nach dem Check-in und General Briefing am Mittwoch Nachmittag stand direkt die erste Fahrt an. Aufgrund der Gewitterlage und des anrückenden schlechten Wetters war ein Start vom gemeinsamen Startplatz geplant. Leider konnte die Fahrt nicht durchgeführt werden. Das Briefing für den folgenden Donnerstagmorgen wurde auch bereits am Abend abgesagt.

Nach dem Durchgang der Kaltfront am Donnerstag Mittag sah es wettermässig dann auf dem Papier deutlich besser aus. Im richtigen Leben war es aber weiterhin bewölkt und nicht wirklich schön. «Schön» ist aber für Ballonwettkampf keine Notwendigkeit, und so gab es wieder einen Start ab einem gemeinsamen Startplatz. Zuerst eine Fuchsjagd, dann eine Qual der Wahl. Nach der ersten Fahrt standen Nicole und Sam auf dem 2., Gian-Marco und Corinne auf dem 7. Zwischenrang.

Für den Freitagmorgen war das Wetter nun endlich «schön». Stefan hat vier Aufgaben gestellt: Judge Declared Goal, Minimum Distance Double Drop, Qual der Wahl und ein Fly On von einem individuellen Startplatz aus. Für einmal war das Minimum Distance keine Pizza, in welche man zwei Marker werfen musste, sondern auf der Karte waren verschiedene Wertungsgebiete aufgezeichnet. Die Distanz ergab sich aus dem Verlassen des einen Gebietes und des Einfahren in das nächste. Natürlich war die kürzest mögliche Distanz auch die schwierigste: Das zweite Wertungsgebiet war nur einige Duzend Meter gross. Trotzdem war für uns klar, dass wohl kein Weg darum herum führt, genau dieses zu treffen. Wie sich dann auch in der Luft gezeigt hat, haben es alle probiert und fast alle auch geschafft. In der Auswertung kam es dann auf wenige Meter an. Auch die restlichen Tasks liefen wie geplant, und so befanden sich Nicole und Sam nach der Fahrt weiterhin auf dem 2., Gian-Marco und Corinne konnten sich auf den 4. Zwischenrang vorarbeiten.

Die dritte Fahrt am Freitagabend war wiederum ein Start auf dem gemeinsamen Startplatz. Stefan hat eine Qual der Wahl und ein Pilot Declared Goal gestellt, welches wir bereits vor dem Start deklarieren mussten. Die Fahrt ist uns in Summe ganz gut gelungen, auch wenn Nicole und Sam den zweiten Zwischenrang an Marc Blaser abgeben mussten, welchem mit 1’969 Punkten eine super Fahrt gelungen ist.

Am Samstagmorgen gab es wiederum vier Aufgaben vom individuellen Startplatz: Fly In, Fuchsjagd mit Anlauf, Fly On und Elbow. Stefan machte uns beim Briefing bereits darauf aufmerksam, dass der Wind während der Fahrt bis zu 180° drehen könnte. Es gab am Funk zwischen Nicole, Gian-Marco und Roman also einiges zu diskutieren: Wann machen wir das Fly On, und wie schaffen wir es, den Elbow genau während dieser Drehung zu machen? Wir entschieden uns alle dafür, das Fly On so schnell als möglich zu machen, bevor der Wind anfängt, sich unvorhersehbar zu verändern. Als wir den Elbow begonnen hatten, begann der Wind jedoch bereits zu drehen, so dass sich der mögliche Winkel immer weiter verkleinerte. Während Nicole und Roman zuerst den Wind nehmen wollten, der immer mehr verschwindet, ist Gian-Marco in das nächste Tal abgestiegen und hat auf einen komplett anderen Wind gehofft, um später hoch noch zu nehmen, was noch da ist. Wie sich gezeigt hat, war die zweite Strategie schlussendlich die richtige. Marc konnte nach dieser Fahrt die Führung übernehmen und Gian-Marco und Corinne schafften den Sprung auf den 2. Zwischenrang. Nicole und Sam standen jetzt auf dem 4. Platz.

Da schon ziemlich klar war, dass es am Sonntagmorgen keine Fahrt mehr geben wird, war der Samstagabend die letzte Möglichkeit. Allerdings sah es alles andere als gut aus: Auf dem gemeinsamen Startplatz wurden die Regenschirme aufgespannt. Die Teams waren alle recht verwirrt, dass der Wettkampfleiter noch nicht abgebrochen hat. Stefan war sich aber sicher, dass in wenigen Minuten gute Bedingungen herrschen würden. Etwas ungläubig, dass wir tatsächlich starten würden, haben wir uns an die Deklaration des 3D Tasks (selbst deklarierte Torte) und des Pilot Declared Goals gemacht. Viel gab es während der Fahrt nicht zu tun: Steigen, um in den obersten Teil der Torte zu kommen und hoffen, dass man irgendwie in die Nähe des zweiten Ziels kommt (welches wir mitten in die Torte gesetzt haben) und dann dahinter wieder absinken. Der ganze Spuk war nach gut 15min schon wieder vorbei und die Stimmung hat sich zumindest bei Gian-Marco und Corinne verschlechtert: Die Torte konnte aufgrund von Böen nicht optimal gefahren werden, das Pilot Declared Goal wurde um mehrere hundert Meter verfehlt und der Landeort war aufgrund der schnellen Winde alles andere als optimal. Nachdem wir mit Hilfe von Nicoles Team, Werni Beyeler, Brunos Fahrkünsten und dem Landrover uns und das Material aus dem Steilhang bergen konnten, haben wir uns mit Romans Team zum Schnitzel getroffen. Während dem Essen nahmen wir etwas überrascht zur Kenntnis, dass es wohl allen ähnlich erging – mit der letzten Fahrt konnten Gian-Marco und Corinne die Führung vor Roman und Marc übernehmen! Und Nicole und Sam konnten ihren 4. Platz verteidigen!

Am Sonntag konnten wir dann tatsächlich den Sieg und den vierten Platz bei einem gemütlichen Brunch feiern.
Wir danken unseren Teams für ihren grossen Einsatz und den Organisatoren für ihre Arbeit!

Alle Resultate gibt es hier