Rückblick WM Österreich

Gestern Abend wurde die 23. Heissluftballon-Weltmeisterschaft mit der Siegerehrung im lärmigen und staubigen Festzelt auf dem Startgelände abgeschlossen. Die Schweizer Nationalmannschaft hat wieder ein Spitzenergebnis erzielt, indem sie auf den Rängen 2, 4 und 8 drei Teams in den Top Ten platzieren konnte. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Leistungsdichte tendenziell nochmals höher als vor 2 Jahren in Japan war. Stefan Zeberli hat mit einem leichten “Durchhänger” am letzten Wettkampftag nur ganz wenig zum angestrebten Weltmeistertitel gefehlt.

Für unsere beiden Teams sind die erzielten Ränge zufriedenstellend, diese verleiten aber auch nicht zu Euphorie. Natürlich hatten wir unsere Ziele höher gesteckt, in der Beurteilung müssen wir aber realistisch bleiben. Für ein besseres Ranking hätten wir eine grössere Konstanz und auch etwas mehr Wettkampfglück gebraucht. Wir hatten sowohl Super-Leistungen als auch Aussetzer. Körperlich war die Woche in Österreich höchst anspruchsvoll, der enorme Staub, die Hitze und  auch der Schlafmangel haben uns gefordert.

Was bleibt sind tolle Erinnerungen an einen spannenden Wettkampf in einem idealen Ballongebiet und einer begeisterten, extrem hilfsbereiten Bevölkerung.

Auch letzte Fahrt gestrichen

Der Scheibenwischer ist auf der Fahrt zum Morgenbriefing im Dauerbetrieb, sodass man sich fragt, warum uns der Wettkampfleiter überhaupt kommen lässt. Vermutlich will er auf diesem Weg sicherstellen, dass mindestens ein paar Teilnehmer beim Event-Debriefing dabei sind.

Die WM ist damit also vorbei. Die Schlussrangliste ist zwar noch nicht ganz «final», aber in den wesentlichen Positionen des Rankings wird sich nichts mehr ändern:

1. Dominic Bareford (GBR): 24’137 Punkte
2. Stefan Zeberli (SUI): 23’246
3. Sergey Latypov (RUS): 23’017

4. Roman Hugi (SUI): 22’301
8. David Hochreutener (SUI): 21’674
20. Marc Blaser (SUI): 19’430
61. Nicole Vogel (SUI): 15’772
63. René Erni (SUI): 15’476
80. Gian-Marco Nacht (SUI): 13’937

 

Abendfahrt abgesagt

Nachdem es am Nachmittag kräftig geschüttet hat ist das Gewitterrisiko auch für den Abend noch viel zu gross. Die Fahrt wird bereits am Briefing abgesagt. Wir geniessen mit den Teams Zeberli und Hugi ein gemütliches Nachtessen im Hotel und kommen dann für einmal früh ins Bett. Wir hoffen auf eine letzte Fahrt morgen früh, auch wenn die Prognose nicht ermutigend ist.

Schwarze Flagge

Die Fahrt heute Morgen wird auf dem Startgelände abgesagt. Ein verständlicher Entscheid in Anbetracht des Gewitter-, Schauer- und Böenrisikos. Weniger verständlich ist die gestellte Einfach-Aufgabe (HWZ). Wenn man davon ausgeht, dass nur ein ultrakurzes Zeitfenster für eine Fahrt zur Verfügung steht, ist ein Start von 105 Ballonen nicht zu vertreten. Wenn man andrerseits zum Schluss kommt, dass das Wetter fahrbar ist, dann ist auch in Anbetracht der aktuellen Ranglistensituation eine Einfachaufgabe nicht sinnvoll, denn damit lässt sich auf den relevanten Positionen kaum mehr etwas verändern.

Einfachtask vor der Gewitterwand

Die Aufgabe heute Abend ist ebenso einfach wie schwierig. Der Wettkampfleiter setzt zunächst ein HWZ mit 4 Zielen zur Auswahl, entscheidet sich aber kurz vor der grünen Flagge, den Task auf ein PDG abzuändern. Somit liegt das Schicksal allein in den Händen der Piloten. Das funktioniert dann letztlich ganz unterschiedlich. Stefan Zeberli entscheidet sich für eine Neudeklaration, kämpft danach mit den nachlassenden Windgeschwindigkeiten und verpasst sein Ziel dann sein Ziel substanziell. Gian-Marco/Corinne kommen auf etwa 180 Meter heran und Nicole/Sam landen einen Volltreffer:

In der Gesamtwertung nach heute Abend sieht die Schweizer nicht mehr so rosig aus wie auch schon:

1. Dominic Bareford (GBR): 24’125 Punkte
2. Stefan Zeberli (SUI): 23’252
3. Sergey Latypov (RUS): 23’011

4. Roman Hugi (SUI): 22’291
8. David Hochreutener (SUI): 21’663
21. Marc Blaser (SUI): 19’433
61. Nicole Vogel (SUI): 15’780
63. René Erni (SUI): 15’470
80. Gian-Marco Nacht (SUI): 13’930

3 Stunden am Donnerstag Morgen

Für die heutige Morgenfahrt braucht es viele Marker, obwohl 2 der 5 Aufgaben mit Logger zu fahren sind. Folgende Tasks stehen auf dem Aufgabenblatt: XDD, HWZ (2 Kreuze), HWZ (3 Kreuze), 3DT (Donut) und LRN (Beschreibung der Wettkampfaufgaben: Wettkampfaufgaben.pdf). Wir haben dank dem Windteam Ralph und Beat eine gute Basis für die Abschätzung der notwendigen Fahrtrichtung auf das erste Ziel, ebenso für die spätere Taktik bei den 3D-Aufgaben. Alle Schweizer Teams gehen früh aus den Startlöchern, denn wir erwarten eine Abschwächung der Windgeschwindigkeiten im Laufe des Morgens. Die besondere Komplexität der heutigen Aufgabenstellung besteht darin, dass sowohl der Donut als auch der Landrun mit den Bodenzielen gesplittet werden dürfen. Somit kann man grundsätzlich den Donut beginnen, den Zylinder für ein Bodenziel nach unten verlassen und anschliessend wieder über der gesetzten Zylinderuntergrenze von 2500ft weiterfahren.

Wir sind jetzt wie immer gespannt auf die Auswertung (laufend aktualisiert im ENB). Eine Abschätzung nach 3 von 5 Aufgaben deutet darauf hin, dass Stefan Zeberli seine Führung halten kann und Roman Hugi und David Hochreutener knapp hinter dem Podest in Lauerstellung sind.

Mittwoch Abend: 2 Tasks ab CLA

Die Aufgabenstellung heute Abend ist verhältnismässig einfach: ein HWZ mit 4 Zielen und ein FON auf 2500ft, dessen Auswahl auf die offiziellen Ziele beschränkt ist. Auch die Winde auf dem allgemeinen Startplatz sind relativ ruhig, erst hinter dem Wald wird die Sache ziemlich wechselhaft. Das ursprünglich avisierte linke Ziel muss schnell vergessen werden, aber das nächste Kreuz ist nur erreichbar, wenn man hoch nach rechts korrigiert. So wird der Abstieg zur Gefühlssache, das gelingt Stefan und Marc sehr gut, 4 der anderen Schweizer fahren alle rechts an der MMA vorbei. Gian-Marco/Corinne versuchen es tief, was sie aber leider genau in der Mitte der beiden Ziele hindurchfährt. Das anschliessende FON gelingt Nicole/Sam mit rund 50m gut, Gian-Marco/Corinne haben etwas mehr als 100m.

Nach der ersten dieser beiden Abendfahrten hat Stefan Zeberli seine Führung auf ca. 950 Punkte ausbauen können, für die Rangierung der übrigen Schweizer muss erst die ganze Auswertung abgewartet werden.

Mittwoch Morgen: 4 Aufgaben

Auch heute Morgen sind wieder 2 der 4 Aufgaben mit Zeitfenster gestellt. Geschickter als gestern ist diese Entscheidung sicher nicht. Zunächst ist ein Gordon Bennett Memorial zu fahren, danach ein CRT auf dem CLA, dann ein JDG mit zwei zu abwechselnden Viertelstunden offenen Zielen und noch ein HWZ. Wie meist sind die Aufgaben in freier Reihenfolge absolvierbar. Wir finden einen ruhigen Weg an einem Waldrand, wo wir Schweizer fast unter uns sind. Die Wahl des Startsorts kann nicht so schlecht gewesen sein, denn alle Schweizer mit Ausnahme von Nicole/Sam erzielen hier Punktezahlen über 500. Das nachfolgende GBM sieht ebenfalls ganz gut aus, nur Marc Blaser hat hier ein No Result, alle anderen Schweizer holen 600 oder mehr Punkte. Die anderen beiden Aufgaben sind noch nicht ausgewertet. Beim CRT erwarten wir für Nicole/Sam ein sehr gutes Resultat, beim JDG dürften viele Ballone die beiden zur Verfügung stehenden Ziele verpasst haben (zeitlich und/oder örtlich. Die Schweizer Teams versuchen zwar noch, mit dem Höhenwind nochmals zurück zu kommen, schliesslich scheitern aber alle bei diesem Versuch.

Auch nach gestern Abend sieht die provisorische Rangliste gut aus:

1. Stefan Zeberli (SUI): 14’670 Punkte
2. Sergey Latypov (RUS): 14’301
3. Dominic Bareford (GBR): 14’043

4. Roman Hugi (SUI): 13’895
5. David Hochreutener (SUI): 13’743
22. Marc Blaser (SUI): 11’968
62. Gian-Marco Nacht (SUI): 9’287
65. René Erni (SUI): 9’085
82. Nicole Vogel (SUI): 8’468

Und nach den 2 bereits ausgewerteten Aufgaben von heute hat Stefan Zeberli seine Führung wohl auf etwa 650 Punkte ausbauen können.

Start mit Landowner Permission!

Man glaubt es kaum: wir finden einen Bauern auf dem Feld, der uns problemlos die Starterlaubnis gibt und plötzlich haben wir ganz viel Platz für den Take Off. Im Nachhinein erweist sich das aber als das Einfachste dieses Abends. Danach folgt ein Kampf um die Richtungen in den wie üblich ständig ändernden Winden vor dem Sonnenuntergang. Die einen kämpfen nach links, schaffen es nicht und fahren rechts am Ziel vorbei, die anderen tun das Selbe und fahren am Schluss links vorbei. Viele sehen die beiden Kreuze (HWZ mit 4 Zielen und ein FIN auf den CLP) jedenfalls nicht von ganz nahe und so gibt es in der ersten Resultatliste mehr Teams die auf “Waiting” stehen als solche mit einer Wertung. Das Gedränge bei der Landung ist dafür umso grösser und wir sind wieder einmal froh, dass wir gut organisiert sind, schnell zusammengepackt haben und vor dem grossen Run an der langsamen Gastankstelle schon durch sind.

Die provisorische Rangliste nach der Morgenfahrt sieht aus Schweizer Sicht weiterhin gut aus:

1. Stefan Zeberli (SUI): 13’385 Punkte
2. Dominic Bareford (GBR): 13’215
3. Sergey Latypov (RUS): 12’609

4. Roman Hugi (SUI): 12’420
7. David Hochreutener (SUI): 11’996
31. Marc Blaser (SUI): 10’064
59. René Erni (SUI): 8’388
69. Gian-Marco Nacht (SUI): 7’741
75. Nicole Vogel (SUI): 7’518

 

Dienstag Morgen: Präzision ist gefragt

Die heute Morgen gestellten Aufgaben verlangen sowohl örtliche als auch zeitliche Präzision: ein FIN auf zwei zu unterschiedlichen Zeiten offene Ziele, danach ein CRT, ein JDG, ein HWZ mit einer Zweierauswahl und ein abschließender 3DT in Form eines Donut. Man kann sich dabei fragen, ob es aus Sicherheits- und Fairnessüberlegungen sinnvoll ist, gleich zweimal hintereinander 105 Ballone innerhalb von 15‘ auf ein Zielkreuz zu fokussieren. Jedenfalls gibt es heute früh ausserordentlich viele Behinderungen, Kollisionen und Ground Contacts.

Wir starten mitten in ein paar grossen Scheiterbeigen. Abgemähte Felder wären zwar im Überfluss vorhanden, der Start darauf darf aber nur mit einer Landowner Permission erfolgen und bei den überaus grossen Dimensionen der Landwirtschaftsgüter ist dieser unmöglich herauszufinden. Beide Teams machen einen guten Job, kommen mehr oder weniger überall in die MMA’s, aber gut reicht an dieser WM noch lange nicht für viele Punkte. Die ersten Auswertungen zeigen, dass meist etwa 20 Piloten innerhalb von 1m liegen, bei Gravity Drop wohlverstanden. Eine höchst eindrückliche Leistungsdichte.

Nach dem gestrigen Abend führt Stefan Zeberli weiterhin die Rangliste an, unsere beiden Teams haben ihre Positionen nicht wesentlich verändert.