No Fog, just Mist!

Prasselnder Regen weckt uns eine Stunde vor der eigentlichen Tagwache. Gut, dass wir am Abend noch den Brenner abgebaut haben. Zum Zeitpunkt des Briefings sieht man nicht wirklich viel, weniger wegen der Dunkelheit als wegen dem Nebel. Gemäss der sprachlich etwas limitierten Meteorologin kommt es schon gut, in Realität einfach erst, als der Wind schon gedreht hat. So liegt das erste Ziel (Judge Declared Goal) so falsch, dass alle Ballone deutlich rechts liegen, obwohl es sich nur ca. 800m vom CLA weg befindet. Damit wird der individuelle Startplatz entscheidend für das Resultat. Da wir ziemlich weit rechts starten, ist unsere Euphorie stark begrenzt. Das eine der nachfolgenden Hesitation Waltz Kreuze liegt dann etwas besser, aber da kaum eine Richtung nach links zu finden ist, fahren wir auch hier nicht in die MMA. Dann gibts es zum Abschluss noch ein Race to an Area, bei dem wir 12’16» deklariert und 12’04» geloggert haben. Wir hoffen, dass dies einige Punkte gibt.

Kurz vor der Landung machen sowohl die Korb- als auch die Bodencrews noch etwas Gamewatching (Highlight ist ein Wildschwein, das wie eine gesengte Sau über das Feld wetzt).

Eröffnungsfeier

Nach dem etwas langatmigen General Briefing startet gegen Abend der Korso zur Eröffnungsfeier. In drei Gruppen fahren wir zum Hauptplatz von Leszno, eskortiert durch die Polizei und beobachtet von vielen winkenden Zuschauern. Wir werden ermuntert, mit unseren Brennern Lärm zu machen, was von den meisten Teams ausgiebig genutzt wird. Beim Warten versuchen die Russen, die Länder-Tafel der nicht angereisten Ukrainerin zu klauen, für dieses Mal vergeblich. Angeführt von jungen Majoretten marschieren wir dann mit Musikbegleitung auf den Platz hinein, wo jedes Land einzeln begrüsst wird. Die Blasmusik spielt, die Majoretten machen ein paar Formationen und danach werden einige erfrischend kurze Reden geschwungen. Nach den Hymnen und dem Eid sind die 1. Frauen-Heissluftweltmeisterschaften eröffnet. Besondere Ehre erfährt uns, als der Bürgermeister extra für ein Gruppenbild zu uns kommt. Es wird viel gelacht und es hat erstaunlich viele Zuschauer.
Ein Buffet-Dinner mit etwas wenig Sitzgelegenheit schliesst den offiziellen Teil ab, wir weichen dazu mit diversen anderen Teams in den daneben liegenden Briefingraum aus. Ins Bett kommen wir heute früh, morgen geht es zeitig los und wir sind gespannt, was uns diese Meisterschaft bringen wird.

3 Trainingsfahrten in Polen

Am Sonntag Morgen machen Nicole und Sam mit Unterstützung von Francesca und Lolo eine erste Erkundungsfahrt. Am Abend geht es nach dem Eintreffen der Crew aus Vichy mit einer zweiten, noch etwas harzigen Trainingsfahrt weiter. In der Nacht schüttet es kurz und heftig, was zu einem notfallmässigen Korbabdeckeinsatz führt. Danach sind wir klitschnass. Am Montag Morgen sind dann die Bedingungen wieder o.k. Wir starten ziemlich weit im Südwesten zu einem Hesitation Waltz (30″ oder 100m zu spät abgestiegen: ca. 80m), einem Judge Declared Goal (1.96m), einem Donut (ca. 1.9km: recht gut, aber es wäre noch mehr dringelegen) und einem Fly-On (21m). Die Abläufe sind auch in der neuen Zusammensetzung wieder eingespielt und von uns aus kann es losgehen.

Am Montag Nachmittag steht die Eröffnungsveranstaltung mit einer Parade ins Stadtzentrum auf dem Programm. Besser als in Vichy wird es organisatorisch auf jeden Fall werden.

Abschluss der Junioren-WM 2014

Zum Abschluss wurden wir zu der Abschlussveranstaltung der Junioren-WM zusammen mit dem Gordon Bennett geladen. Um nicht zu wiederholen, was bereits zu der Eröffnungsveranstaltung gesagt und geschrieben worden ist, halte ich mich kurz; es war einfach katastrophal. Dieser Anlass ist vor Allem einem Abschluss eines Gordon Bennetts nicht würdig. Da noch einige Proteste nicht geklärt sind, entscheiden wir uns, nicht auf die Siegerehrung der Junioren-WM zu warten, da sich dies noch einige Stunden hinziehen könnte. Wir fahren um ca. 14:30 Uhr in Richtung Polen ab. Andrea und Roli sind bereits am Morgen mit dem Ballon nach Hause losgefahren. Wir anderen vier, Corinne, Walti, Bruno und Gian-Marco fahren bis Offenburg, wo wir nach einem gemütlichen Znacht übernachten. Wir werden morgen die letzten gut 700km zu Nicole und Sam fahren, um dort direkt am Abend eine Trainingsfahrt zu machen.

Je nach Wetter in Polen melde ich mich früher oder später mit einem Recap-Bericht über die Junioren-WM mit einem Gesamtüberblick über die Meisterschaft aus Pilotensicht wieder. Vorerst konzentrieren wir uns aber voll und ganz auf die Frauen-WM.

Vorbereitungen zur Frauen-WM in Polen

Nach der WM ist vor der WM! Wir gratulieren dem Team in Vichy ganz ganz herzlich zu ihren Leistungen!

Während in Frankreich die Junioren-WM in vollem Gange war, machten Samuel und Nicole sich auf den Weg nach Leszno, Polen. Hier findet ab Montag die 1. Frauen Weltmeisterschaft im Heissluftballonfahren statt. Nach rund 1100km Fahrt sind wir am Donnerstagabend gut hier eingetroffen und haben uns bereits gut eingerichtet.
Die Gegend ist sehr flach und es gibt riesige Felder und nur wenig Dörfer.
Eine Trainigsfahrt haben wir mangels Gastankmöglichkeiten bis jetzt noch nicht gemacht. Da dieses Problem nun aber auch gelöst scheint, versuchen wir bei nächster Gelegenheit die Gegend mal von oben zu erkunden.

Am Sonntag sollte dann auch der Rest des Teams aus Frankreich eintreffen. Die komplette Crewaufstellung sieht dann folgendermassen aus:
– Nicole: Pilotin
– Corinne: Co-Pilotin
– Walti: Crew Chief
– Samuel: Bodenteam und Windmessung
– Bruno: Bodenteam und Windmessung
– Gian-Marco: Bodenteam und Windmessung

Der Wettkampf startet offiziell mit dem General Briefing und Opening Ceremony am Montag und der ersten Wettkampffahrt am Dienstagmorgen.

Zum Abschluss ein verpasstes Minimum Distance

Das Tasksheet kommt heute erst 15′ nach dem eigentlichen Briefingstart. Der Grund sind die ständig wechselnden Winde. Die leicht bedrohlich ausschauenden Wolken sind offenbar nicht aktiv, sodass der Start für ein Minimum Distance Double Drop auf den Flugplatz frei gegeben wird. Wieder haben wir unsere Schwierigkeiten mit dem Windmessgerät, heute Abend sind wir uns aber dessen bewusst und korrigieren die Abweichung von 15-20 Grad. Da die Winde nochmals gedreht haben, kommen wir trotzdem nicht auf den Flugplatz hinein. Damit sind wir in bester Gesellschaft, denn nur 8 Teams gelingt dies. No result ist aber halt no result (dürfte etwa 500 Punkte geben).

Nach der Landung erfolgt das feierliche Freilassen der letzten Piballs und danach lassen wir den Abend gemütlich mit dem wieder nach Vichy zurückgekehrten Gasballonteam Frieden/Hugi ausklingen.

Aufdatierte Resultate

Die Ausbeute des heutigen Morgens ist enttäuschend. Wir können nur mit dem Fly-In zufrieden sein (711 Punkte), die restlichen Wertungen sind zwischen 97 und 387 Punkten, was uns auf den 23. Platz (12’208 Punkte) zurückwirft. Wir hoffen, am Abend noch etwas gutmachen zu können, der Blick auf den Himmel (zunehmend konvektive Bewölkung) ist aber nicht so verheissungsvoll.

Vorne führt nun Rokas Kostiuskevicius mit 20’176 Punkten, 224 Punkte vor Dominic Bareford und 585 Punkten vor Clement Seigot.

Schnelle Morgenfahrt

Nach dem Fly-In Frust von gestern Abend geben wir uns bei der Startplatzsuche besonders Mühe. Mit Erfolg: die Anfahrt auf das heutige Fly-In funktioniert gut, bei zügigen Bodenwinden ergeben sich 30.25m, ungefähr Rang 13. Danach folgt ein 3D-Zylinder, der noch schwer einzuschätzen ist. Beim Judge Declared Goal danach dürften etwa 20m herausschauen (etwas zu spät gemarkert). Beim nachfolgenden Hesitation Waltz steigen wir deutlich zu spät ab, weshalb es uns ziemlich weit rechts am Zielkreuz vorbei bläst. Das abschliessende Fly-On ist mit rund 100m nicht übertrieben brilliant. Was das wert ist, lässt sich noch schwer einschätzen. Bei der darauf folgenden 3-Paul Reissbahnlandung bekommt unser schönes Kartenbrett noch einen Riss: Arbeit für Bruno.
Jetzt hoffen wir, dass das Wetter noch bis am Abend durchhält, damit wir nochmals zwei Wertungen fahren können. Die Prognosen sagen allerdings die Annäherung einer konvektiven Front von Spanien her voraus.

Donnerstag Abend: Abverheit

Es sind zwei Aufgaben angesetzt: ein Fly In und ein Dounut. Der Meteoforecast und die offiziellen Windmessungen lassen in der Grundschicht Winde aus Ost erwarten, die mit zunehmender Höhe im Uhrzeigersinn bis Südwest drehen. Der Meteorologe bemerkt aber auch, dass in Bodennähe die Geschwindigkeiten schwach und die Richtungen nicht zuverlässig seien. Unsere eigenen Windmessungen verleiten uns zu einem Startplatz, der sich leider als viel zu westlich erweist, sodass das Fly In total in die Hosen geht. Bezüglich dem selbst deklarierten Dounut lässt sich noch nichts sagen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die anderen Piloten hier versagt haben.

Wir befürchten, dass wir einen systematischen Fehler auf unserem Windmessgerät haben, das werden wir aber heute und morgen nicht mehr herausfinden können. So endet der wunderschöne Tag nach der Freude über die Morgenresultate eher mit etwas Ernüchterung, so schnell lassen wir uns aber nicht unterkriegen. Morgen werden wir voll weiter kämpfen.

Resultatupdate

Das war nun wirklich Morning Glory! Wir haben aus den 5 Aufgaben 3’346 Punkte geholt und eine Aufgabe mit 945 Punkten gewonnen (weil der Beste wegen Ground Contact Penalty bekommen hat). Das bringt uns 5 Plätze nach vorn: Rang 17 (10’238 Punkte). Es führt Dominic Bareford (UK) mit 14’907 Punkten vor Clement Seigeot (F, 14’685) und dem Kamikazepiloten/amtierenden Weltmeister Rokas Kostiuskevicius (LT, 14’200).